Kanada
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Auf in die Cape Breton Highlands nach Nova Scotia

Ich verließ nun Neufundland um nach Nova Scotia zu reisen. Ich nahm die Fähre, fuhr den legendären Cabot Trail an der Küste entlang und wanderte in den Cape Breton Highlands.

Do you carry any potatoes or stones?

Doch zunächst musste ich nach Port aux Basques um die Fähre nach Sydney – Nova Scotia zu bekommen. Es lagen nochmal 300 km fahrt durch das menschenlose Neufundland vor mir. Nachdem ich das Ticket für die Fähre für 11 Uhr nachts gebucht hatte, fuhr ich los. Die Fahrt war nicht sehr spannend, typisches newfie Wetter, bis auf einige Situationen. Ich passierte ein Dorf welches anscheinend exessiv am SSV (Schulbus-Schluss-Verkauf) teilgenommen hatte, da jeder Vorgarten mit diesen wunderschönen gelben Vehikeln geschmückt war. Als Wochenendhäus’chen, Hausanbau, Hochgarten oder einfach als vergammeltes Stillleben.

Auch die Long Range Mountains waren ein Foto wert, wozu ich anhalten wollte jedoch nicht kam, da ein Pappschild mit der simplen Aufschrift „Further“ aufklappte. Ich hatte zuerst „Future“ gelesen, nichts desto trotz hielt ich an. Zwei Hitchhiker meines Alters rannten glücklich zum Wagen und ich versuchte schon Vokabeln zu finden, um ihnen zu erklären, dass ich für den Dritten erst einmal das eine Brett des Bettes demontieren muss. Kein Problem meinte Sam, und sprang auf das Bettgestell. Jey wie Jeremie nahm vorn platz, „für die letzen 50 km bis zur Fähre wird das schon gehen“. Wir tauschten uns aus und das gemeinsame Ziel war klar. In Port aux Basques, wurde direkt mal die Minibar aufgefüllt, damit wir auch für die siebenstündige Überfahrt bei Nacht gut gewappnet sind. Ohnehin hatten wir noch fünf Stunden Zeit bis zur Abfahrt. Am Zoll wurde ich dann auf „Kartoffeln und Steine“ gefilzt. Ich als Drei-Länder-Eck Grenzkind wusste jedoch genau meine teure Schmuggelware an der Grenzwacht vorbeizuführen und zeigte nur ehrlich den Beutel der eh schon importierten Bananen. Der Versuch Sam aufs Schiff zu schmuggeln scheiterte leider.

Auf der Fähre kaperten wir direkt das Oberdeck, holten Bier, Jey’s Jonglierkegel und Gitarre raus und sangen gemeinsam französische Lieder der Revolution. Jessica gesellte sich dazu und teilte mit uns ein Sandwich, wir waren eine Schicksalsbande auf hoher See.

Die Nacht schliefen wir auf dem Boden des Wartesaales, der dem Geröchel der schlafenden Passagiere nach, eher einem Schweinestall glich. Am nächsten Morgen stand ich extra zeitig auf um den Sonnenaufgang über dem Atlantik zu erleben. Das Farbspiel in den Übergängen, die dunklen Wolken und die schwarze See auf dem heller werdenden Nachthimmel mit Mond, sehr beeindruckend.

Dieser Tag war Sonntag und Waschtag. Als wir frühs ankamen, suchten wir einen Waschsalon in Sydney und hingen die Zeit noch zusammen ab bis sich unsere Wege wieder trennten.

Von Neu-Irland nach Neu-Schottland

Für mich ging es weiter auf den Cabot Trail. Dieser ist eine bei Touristen sehr beliebte 298km lange Rundstrecke, entlang der Küste des Cape Breton Islands, der Nordzipfel Nova Scotias. Die Straße führt durch den Cape Breton Highlands Nationalpark und seine wunderschönen Berge, Strände und Klippen. Ich war zwei Tage im Nationalpark wandern, jeweils am Meer. Stieß auf aufgebogene Hummerfang-Käfige angespült am Strand und fuhr per Anhalter zurück durch den Park. Kochte am Warrenlake leckeres Kokos-Curry mit Kichererbsen und schlief direkt an der Atlantikküste um mit den Seerobben zu frühstücken.

Ich besuchte einen armen Leuchtturm der nach zweihundert Jahren Dienstzeit auf einer Insel vor Nova Scotia, ersetzt und aufs Festland als Museum versetzt wurde. Eine nette Dame erklärte uns wie der Leuchtturm funktionierte und wie schwer die Bedingungen für den Wärter damals waren. Ein paar Anekdoten: Das Gewicht welches die Linsen drehen ließ, wanderte am Seil innerhalb von vier Stunden vom Leuchtturm bis runter zum Strand und musste händisch wieder heraufgezogen werden. Alle Glasflächen der drei Fresnel-Linsen mussten täglich durch den Ruß der Petroleumlampe gereinigt werden, ebenso die Fenster von innen. Auch das quecksilber-gelagerte Rotationssytem musste gewartet werden. Alles nicht ganz ungefährlich, zudem kommen Wind und Salzwasser im Überfluss. Dafür lieferte der Turm 12 Lichtblitze pro Minute mit einer Sichtweite von rund 20 Seemeilen.

Leider machte jedoch nach einer holprigen Fahrt mein Auspuff wieder Probleme und klapperte am Fahrgestell. Als ich unter den Wagen gekrochen war sah ich, dass direkt hinter der frischen Schweißnaht das Rohr gebrochen war. Klasse. Was für eine Glanzleistung der Werkstatt. Das war nicht nachhaltig gedacht. Ich besorgte mir hitzeresistenten Tingeldraht und so ein Snüffelstück mit Schellen im lokalen Onkel Emil – Baumarkt und befestigte die Geschichte vorübergehend auf McGyver-art. Das hält besser als vorher und die Abführung der Gase ist auch geregelt.

Mit etwas tieferen Sound ging es weiter auf der Rundstraße wieder zurück Richtung Süden. Es erwartete mich eine schöne kurvige Passstraße durch die Highlands. Schön kurvenreich und schön steil. Nicht ohne Grund sah ich im Tal einen Longboarder mit Helm stehen, der nach einer Mitfahrgelegenheit suchte um wieder auf den Berg zu kommen. Leider nicht meine Richtung. Echt eine hammer Abfahrt, junge junge. Den hätte ich einfach nochmal hochbringen sollen. Scheint ziemlich berühmt zu sein da, auch wenn ich nachher dieses passende Hinweisschild gefunden hatte.

Ich war auf dem Weg zum Skyline Trail, ein kurzer Wanderweg zu 200m hohen Klippen mit Ausblick auf den St. Lorenz Strom. Das silber spiegelnde Meer ging direkt in den Himmel über, am Horizont war keine Trennung zwischen Himmel und Meer zu erkennen. Auf dem Weg zurück meinte ich noch zu einem Reisenden eines Reisebusses, dass man auf diesem Wanderweg beim dem Dauerverkehr, sicher keine Tiere sehen wird. Keine zwei Minuten später standen zwei Elche 10 Meter vor uns und meine Kamera lag entspannt im Rucksack. Ich schaute mir das Schauspiel an, während ich die Cam aus dem Rucksack fummelte und alle Passanten zur Ruhe bat. Das Foto wurde leider nix, aber das Erlebnis war der Hammer und völlig unerwartet.(naja, wenigstens diesmal gut fokussiert aber kein gutes Motiv :/ ) Man diese Tiere sind so ruhig, schlau und ziemlich anmutig.

Nach dem kurzen Spaziergang zu dem Aussichtspunkt suchte ich mir einen schönen Platz am Meer um Abendbrot zu kochen. Ein paar Momente mit der Kamera einzufangen und die Reise weiter zu planen. Für den Tag ein sehr schöner Abschluss.

Am nächsten Tag beschloss ich weiter nach Halifax zu fahren, jedoch auf Überlandstraßen an der Küste und nicht auf dem Highway. So kam ich an einer Whisky Distillerie vorbei und entschied spontan mir dit janze mal anzusehen. Ich nahm an einer Führung teil und lernte das hier in der Glenora Distillery der einzige Single Malt Whisky in ganz Kanada gebrannt wird, der Glen Breton. Genau mein Ding. Die recht junge Distillerie wurde 1989 nach schottischen Vorbild gegründet und nutzt das frische Quellwasser am Fuße des Berges von Glenville sowie kanadisches Getreide aus Saskatchewan. Die ältesten Fässer sind erst 25 Jahre alt und direkt von der Gründung. Abfüllungen davon nur für Sammler. Dieses Alleinstellungsmerkmal in Kanada hat auch seinen stolzen Preis, direkte Fassabfüllung des 15 jährigen mit 60+%, kostete mehr als 120$ für 250ml. Ich durfte den 10 jährigen Glen Breton Rare bei der Führung kosten, der ging gut rein. Sehr süß und nicht sehr torfig, dafür ordentlich Feuer. Sehr Lecker.

Gut gelaunt und angewärmt ging es für mich weiter durch das Land, ich sah neu-schottische Dörfer, geprägt von Landwirtschaft entlang des St. Lorenz Stromes. Ich hielt an einem echten Sandstrand in Port Hood für eine kurze Rast und beobachtete die Möwen während sich die Sonne am Horizont mit dem Meer vereinigte. Kurz nach Sonnenuntergang verließ ich das Cape Breton Island und landete nach einer kurzen Brückenfahrt das erste Mal auf Festland seit meiner Reise.

In der Nacht traf ich in Halifax ein. Es ist die Hauptstadt Nova Scotias und übrigens Partnerstadt von Dresden. Dort sollte ich das Wochenende bleiben.

10 Kommentare

  1. Lilli sagt:

    Ach mensch, besser als jedes Buch 🙂
    Danke fürs Teilen!!!
    Sei lieb gegrüßt vom Radebeuler Weinfest aus
    PS.: Geile Improvisation, ich bin sehr stolz auf dich!

  2. Kathi sagt:

    Grüße aus Bautzen von Robert und Kathi. Wir werden deinen Blog aufmerksaam verfolgen. Und um Himmels Willen denk dran Fusel und die tollen Holzstämme mitzubringen. 🙂

  3. Karl-Heinz Schölzel sagt:

    Hallo Florian,
    wieder sehr interessant und tolle Bilder! Deshalb vielen Dank und weiter schöne Erlebnisse, wir freuen uns schon auf Deine Berichte…
    Viele Grüße
    Karl-heinz und Christine

  4. Nettimum sagt:

    Kann gar nicht glauben, dass du in Kanada bist. ..alles bisschen wie Irland oder Schottland
    Tolle Berichte und Fotos, weiter so! LG Mum

  5. René Gelfert sagt:

    Geniale Bilder Bro!
    Von Kartoffelschmugglern und Longboardprohibition, herrlich 🙂
    Rock on!

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